BUND Heidelberg
Mitglied werden Jetzt spenden
BUND Heidelberg

Windpark Lammerskopf

Windparkprojekt zwischen Heidelberg, Schönau und Neckargemünd

BUND Heidelberg auf Instagram, Threads, Mastodon, Facebook, YouTube

Aktueller Stand des Windparkprojekts

(Stand 11.05.2024)

(Klick für Vergrößerung)

Im März 2023 wurde durch die Anstalt öffentlichen Rechts Forst Baden-Württemberg (ForstBW) eine Ausschreibung von Flächen zur Pacht für die Errichtung von Windkraftanlagen im Gebiet zwischen den Kommunen Heidelberg-Ziegelhausen und Schönau gestartet.

Die Flächen sind Eigentum des Landes Baden-Württemberg und liegen hauptsächlich im Bereich nördlich des Weilers Hasselbacherhof in Schönau und in den Bereichen Münchel und Lärchengarten in der Kammlage zwischen Heidelberg und Schönau. Die Flächenaufteilung zwischen den Kommunen liegt bei ca. 400 Hektar Schönauer Gemarkung und ca. 200 Hektar auf Heidelberger Gemarkung. Die Gemeinde Neckargemünd überlegt sich zusätzlich mit einer eigenen kleinen Fläche zu beteiligen.

Die Ausschreibung durch ForstBW erfolgte in zwei getrennten Losen (siehe Karte), wobei der Zuschlag Mitte Oktober 2023 an ein lokales Bieterkonsortium ging, das aus den Stadtwerken Heidelberg, der Energiegenossenschaft Starkenburg, der Bürgerenergiegenossenschaft Kraichgau und der Heidelberger Energiegenossenschaft besteht (mehr Infos). Parallel wurden die Flächen durch die Stadt Heidelberg als Vorschlag für Vorranggebiete zur Errichtung von Windkraftanalagen in den "Teilregionalplan Windenergie" der Metropolregion Rhein-Neckar eingebracht.

Ob die Errichtung eines Windparks auch genehmigt wird, hängt von den Ergebnissen der Prüfverfahren zur Umweltverträglichkeit und der Regionalplanung ab.

Für die Begleitung der Verträglichkeitsprüfungen und der Projektierung wurde ein Projektbeirat eingerichtet. Der BUND Heidelberg und der BUND Steinachtal vertreten dort gemeinsam mit dem NABU Heidelberg die Interessen beider Umweltschutzverbände.

Aktuell findet die Durchführung der FFH-Verträglichkeitsprüfung statt, bei der geprüft wird, inwieweit durch den FFH-Status geschützte Arten und Lebensräume durch Windenergieanalgen beeinträchtigt würden. Eine wichtige Rolle der Naturschutzverbände spielt die Qualitätssicherung der Prüfkriterien und der Durchführung der Untersuchung. Der BUND macht sich hier für eine möglichst genaue Erhebung der Artvorkommen und strenge Bewertung der potenziellen Beeinträchtigungen durch Windenergieanlagen stark.

Die Stadtverwaltung Heidelberg hat eine sehr empfehlenswerte Übersicht zum laufenden Prüf- und Genehmigungsprozess veröffentlicht.

Naturschutzfragen zur Potenzialfläche

(Stand 09.05.2024)

(Klick für Vergrößerung)

Das vorgesehene Gebiet ist aus Sicht des BUND Heidelberg von hohem Wert für den Artenschutz, wegen unter anderem folgender Kriterien:

Zielkonflikte zwischen Artenschutz und Klimaschutz sind deshalb bei der Installation von Windkraftanlagen auf der Fläche leider sehr wahrscheinlich. Eine umfassendere EInschätzung gibt die gemeinsame Stellungnahme der BUND-Gruppen Steinachtal, Neckargemünd und Heidelberg vom 09.05.2024.

Eine detailierte Ansicht bietet die Übersichtskarte des Dialogforums Energiewende und Naturschutz (BUND & NABU BW): Regionalplanung Windenergie in Baden-Württemberg (Windenergie und Rhein-Neckar auswählen)

Das Konfliktpotential hinsichtlich Naturschutz, wurde auch schon 2015 im Teilflächennutzungsplan Windenergie des Nachbarschaftsverbands Heidelberg-Mannheim festgestellt.

Was ist ein FFH-Gebiet?
Ist ein FFH-Gebiet ein Naturschutzgebiet?

Position des BUND Heidelberg

(Stand 09.05.2024)

Der BUND Heidelberg kritisiert die Ausschreibung von Windkraftflächen zwischen Heidelberg und Schönau durch ForstBW. Die Flächen liegen fast vollständig in einem wertvollen FFH-Schutzgebiet, das Teil des europaweiten Natura 2000-Netzwerks ist, und unserer Meinung nach nicht für Windkraft genutzt werden sollte. Alternative Flächen mit deutlich geringerem Konfliktrisiko für den Artenschutz stehen in Baden-Württemberg ausreichend zur Verfügung.

Grundsätzlich unterstützt der BUND den Windenergieausbau, da auch Baden-Württemberg dadurch einen erheblichen Beitrag zum Erreichen der Klimaneutralität leisten kann. Voraussetzung ist jedoch dabei keine schwerwiegenden Konflikte mit dem Natur- und Artenschutz zu verursachen. Schutzgebiete sind ihrem ökologischen Wert entsprechend zu meiden und Offenlandstandorte nach Möglichkeit Standorten im Wald vorzuziehen. Wir sehen jedoch auch die Notwendigkeit den Wald in die Flächensuche für den Windkraftausbau mit aufzunehmen, da Baden-Württemberg mit 38% Waldanteil ein vergleichsweise waldreiches Bundesland ist.

Wichtig ist für uns, dass Waldflächen bezüglich ihrer ökologischen Wertigkeit unterschieden werden: Wald ist nicht gleich Wald. Intensiv bewirtschafteter Forstwald mit Fichten-Monokulturen eigent sich naturschutzfachlich gesehen viel eher für Windkraftausbau, als ökologisch hochwertiger, alter und artenreicher Laub- und Mischwald. Einen Eingriff in ökologisch hochwertige Wälder ist naturschutzfachlich ungemein größer und daher schwieriger auszugleichen.

Aus der Klimaschutzstudie, die der BUND Baden-Württemberg beim Öko-Institut Freiburg in Auftrag gegeben hat, geht hervor, dass in Baden-Württemberg genügend Flächen mit ausreichender Winddichte und gleichzeitig akzeptabel geringem Konfliktrisiko zur Verfügung stehen. Wir fordern Politik und Verwaltung auf, die Flächensuchen entsprechend auszurichten.

Weitere Infos:

Alternative Flächen in Baden-Württemberg

(Klick für Vergrößerung)

Die BUND BW Studie schlägt als Alternative zur bisherigen "Giesskannenstrategie" der Landesregierung vor, in Baden-Württemberg Flächen mit einem „hohen“ bzw. „sicheren“ Konfliktrisiko für windkraftsensible Vogelarten und Fledermäuse für die Installation von Windenergie auszuschließen. Die verbleibenden Potentialflächen entsprechen noch ca. 3,3 % der Landesfläche und sollten für die aktuellen Windkraftziele des Landes ausreichen.

Der Ansatz ist also statt einer gleichmäßig prozentualen Verteilung(1,8%) von Windkraftflächen auf alle Regionen eine schwerpunkthafte Verteilung zugunsten des Artenschutzes. Die daraus resultierende Herausforderung für die Politik ist uns bewusst, jedoch erfordert die globale Artenkrise ebensolche massiven gesellschaftlichen Anstrengungen wie die Klimakrise.

Artenschutz genauso wichtig wie Klimaschutz

Wir betrachten das Artensterben als nicht weniger wichtig, als die Klimakrise. Wenn kritische Kipp-Punkte für die Biodiversität erreicht werden, können unsere Nahrungsketten auf dem Spiel stehen, was katastrophale Konsequenzen haben würde. Ein zentraler Punkt des europäischen Artenschutzes sind dabei FFH-Gebiete, um die es auch im Fall des Lammerskopfs geht. Diese sind das Beste was wir in Europa haben, um Lebensräume systematisch auf breiter Ebene zu schützen.

  • Klimakrise und Biodiversitätskrise beeinflussen und verstärken sich sogar gegenseitig. Auch wir befürchten, dass durch eine Erhöhung der Jahresmitteltemperatur um 3 oder 4 Grad viele Arten in ihrem Bestand gefährdet werden und vermutlich verloren gehen. Gerade im Rahmen des Klimawandels sind deshalb starke und große Biotope wichtig, weil diese resiliente Lebensräume darstellen, die sich voraussichtlich besser an den Klimawandel anpassen können, als klassisch bewirtschafte Flächen (siehe aktuell die sterbenden Fichtenbestände). Zudem speichern diese CO2, regeln den Wasserhaushalt und schützen gegen Erosion.
  • Das System der europäischen Schutzgebiete ermöglicht auch Länder in die Pflicht zu nehmen, bei denen sehr wertvolle Lebensräume ansonsten "weggewirtschaftet" werden (Beispiel ist hier der Versuch die letzten europäischen Urwälder in Rumänien zu retten). Wenn wir jedoch selber die Regeln lax auslegen, können wir diese kaum von anderen einfordern.
  • Das Aussterben einer Art ist fast unumkehrbar und dessen Folgen im komplexen Geflecht der Ökosysteme kaum abschätzbar. Wir müssen versuchen, dass akuelle massive Artensterben zumindest zu bremsen. Deshalb müssen wir achtsam mit der noch vorhandenen Artenvielfalt umgehen und dürfen diese nicht unnötigen Gefahren aussetzen, indem wir ohne Not Windkraftanlagen ausgerechnet in die naturschutzfachlich wertvollsten Gebiete bauen. Zudem gehen wir davon aus, dass wir die Schutzgebiete in ihren unterschiedlichen Kategorien benötigen, um den durch die Klimakrise besonders bedrohten Arten vernetze Rückzugs- und Ausweichgebiete anbieten zu können.

Bilder vom Gebiet Lammerskopf

Informationen des BUND zur Windenergie

Hintergrundinformationen

Rhein-Neckar-Zeitung

Email-Newsletter

Newsletter

Auf dem Laufenden bleiben über Meldungen, Aktionen und Stellungnahmen des BUND Heidelberg

Zur Anmeldung

Rote Liste

Infos zu den in Deutschland vom Aussterben bedrohten Pflanzen- und Tierarten gibt es auf rote-liste-zentrum.de

Zur Website

Mitgliedschaft

Der BUND ist Mitglied der Klima-Allianz Deutschland. Diese ist ein Bündnis aus rund 140 Organisationen, das sich für eine ambitionierte und sozial gerechte Klimapolitik auf lokaler, nationaler, europäischer und internationaler Ebene einsetzt. Mehr Infos unter www.klima-allianz.de

Zur Website

Mitmachen beim BUND HD

Lust sich umweltpolitisch einzubringen oder auf praktischen Naturschutz?

Auf Gleichgesinnte treffen und die Möglichkeiten eines großen Umweltschutzverbands nutzen?

Bei uns gibt es viele Möglichkeiten - einfach Kontakt aufnehmen.

Mehr Infos

Regenwald

Helfen Sie unserem erfolgreichen Wiederaufforstungsprojekt in Brasilien mit einer Spende

Mehr Infos